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Ein paar Äste des Baumes ragten auf den Fluss hinaus. Wenn sich auf ihnen
Blüten öffneten, assen die Affen diese oder rissen sie ab, so dass auf jenen Ästen
keine Früchte wachsen konnten; und wenn sich doch eine Frucht auf ihnen zeigte,
pflückten sie diese sofort, auch wenn sie nicht grösser als das Herz einer Blüte wa-
ren, weil ihr Anführer sie gewarnt hatte. Er erkannte die Gefahr und sagte: “Passt auf,
dass keine der Früchte ins Wasser fällt, sonst trüge der Fluss sie in die Stadt. Und
wenn die Menschen diese Frucht sähen, kämen sie vielleicht den Fluss herauf bis in
die Berge, um den Baum zu finden; und wenn dies geschieht, würden sie sicher alle
Früchte rauben und wir müssten von hier fliehen”.
So waren die Affen aufmerksam, und für lange Zeit fiel keine Frucht in den Fluss.
Doch es kam der Tag, an dem eine reife Frucht - von einem Ameisennest inmitten
der Blätter verborgen - ins Wasser fiel und mit der Strömung des Flusses über die
felsigen Hügel hinunter bis ins Tal getragen wurde, wo sich die grosse Stadt Benares
an den Ufern des Ganges ausbreitete.
Und an jenem Tag, als die Frucht, von den kleinen Wellen des Flusses voran-
getrieben, an Benares vorbeischwamm, nahm der König Brahmadatta zwischen zwei
Netzen ein Bad; ein paar Fischer hielten diese fest, während der König schwamm und
mit den kleinen Sonnenstrahlen spielte, die im Wasser eingeschlossen schienen. Die
Strömung schob die Frucht in eines der Netze.
“Welch ein Wunder!” rief der Fischer aus, der sie als erster sah. “Wo auf Er-
den wächst wohl eine Frucht wie diese?” Er ergriff sie, und mit leuchtenden Augen
zeigte er sie dem König. Brahmadatta betrachtete die Frucht und staunte über ihre
Schönheit. “Wo steht wohl der Baum, der eine solche Frucht hervorbringt?” fragte
er sich. Er rief ein paar Holzfäller am Flussufer zu sich und fragte, ob sie diese Frucht
kannten und wo sie zu finden sei. “Herr,” antworteten sie, “es ist eine Mango, eine
wunderbare Mango. Eine Frucht wie diese wächst nicht in unserem Tal, sondern
dort oben, in den Hügeln des Himalaya, wo die Luft rein ist und die Sonnenstrahlen
ungestört strahlen. Zweifellos steht der Baum am Flussufer, eine seiner Früchte ist
ins Wasser gefallen und so bis hierher getragen worden.” Nun liess der König die
Männer von der Frucht kosten; danach ass auch er und gab seinen Ministern und
Gefolgsleuten davon. “Diese Frucht” sagten alle, “ist wirklich göttlich; keine andere
kommt ihr gleich.”
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