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I. Akt

        (Auftritt König DUSHYANTA auf seinem Jagdwagen mit Bogen und einem Köcher von Pfeilen auf
        seinem Rücken; er verfolgt einen Hirsch, sein Wagenführer hält die Zügel)
        WAGENFÜHRER:  (betrachtet den König und den Wagen)
                            Eure Erscheinung, bewaffnet und das Wild jagend,
                         ruft das Bild des Herrn Shiva selber auf der Jagd hervor.
        DUSHYANTA:  Dieses listige Tier ermüdet mich jedoch wie einen Sterblichen. Schau wie es rennt!
                   Mit einer majestätischen Wendung des Halses schaut es uns vorsichtig an,
                    sein Hinterteil eingezogen, dass unsere Pfeile ihn nicht treffen sollten;
                aus seinem müden Maul fällt das Wiedergekäute auf den leichtfüssigen Wechsel
                          der, kaum erkennbar, zwischen Himmel und Erde liegt.

        (überrascht) Wo ist er nun? Ich verliere ihn.
        WAGENFÜHRER: Wir verloren ihn auf dem unebenen Boden, als ich zu Eurer Sicherheit die Zügel
        anzog, mein Herr. Er wird jedoch nicht weit sein. Wir werden ihn einholen.

        DUSHYANTA: Dann lass die Zügel fahren.
        WAGENFÜHRER: Wie Ihr befiehlt, mein Herr. (Er erhöht die Geschwindigkeit) Schaut, mein Herr!
                              Bei losen Zügeln preschen die Pferde voran,
                         mit gespitzten Ohren, gespannt, der Halfterschmuck fest,
                             bemerken nicht den Staub, den sie aufwirbeln,
                                und galoppieren wie bebende Winde.
        DUSHYANTA: Wie wahr. Sie rennen wirklich mit wundersamer Geschwindigkeit.
                       Weit entfernte verschwommene Objekte werden plötzlich klar,
                          zerrissene Bilder werden hinter uns zusammengefügt.
                          Die verschobenen Dinge formen sich zu geraden Linien
                                   nichts bleibt fern und nichts nah.
        Ich sehe ihn. Bremse den Wagen!
        (Dushyanta spannt seinen Bogen und zielt auf den Hirsch. Man hört Stimmen von ausserhalb der
        Bühne)
        STIMMEN: Der Hirsch gehört zur Einsiedelei. Töte nicht! Töte den Hirsch nicht!
        WAGENFÜHRER: (schaut und hört genau hin) Mein Herr, ein paar Einsiedler haben sich zwischen den
        Hirsch und Euren Pfeil gestellt.
        DUSHYANTA: Halte die Pferde an!
        WAGENFÜHRER: Ja, mein Herr. (Er hält den Wagen an. Ein Einsiedler kommt herein.)


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